Osterfahrten 2025 im Spreewald und auf dem Finowkanal
In diesem Bericht… steigen wir über ein Boot in ein anderes… hagelt es Münzen…..geht es immer nur runter….ist es von oben und unten nass…üben wir das Kanuwandern….paddeln wir durch historische Bauwerke.
Dieses Jahr haben wir zwei Osterfahrten geplant, am Karfreitag ging es in den Unterspreewald und am Ostersamstag in den Norden nach Eberswalde. Natürlich gab es auch wieder spontane Planänderungen.
Am Karfreitag in aller Herrgottsfrühe trafen wir uns im Verein zum Verladen unserer Boote. Zehn Sportfreunde machten sich auf den Weg nach Schlepzig. Nach dem wunderschönen warmen Wetter der vergangenen Tage war es pünktlich zum Karfreitag kühl und nieselig. Aber ein Kanute lässt sich davon ja nicht abschrecken.

Einsatzstelle in Schlepzig
Unsere gewohnte Runde konnten wir aber doch nicht paddeln, da das von uns frequentierte Gasthaus eine geschlossene Gesellschaft hatte, aber wir haben noch kurzfristig die Runde ändern und einen Tisch in „Petkampsberg“ bestellen können.
Auch unsere Einsatzstelle war besetzt. An dem schönen Steg lag ein Spreewaldkahn fest vertäut, und so mussten einige Sportfreunde über den Kahn in ihr Zweier-Kajak einsteigen. Für die Einer-Kajak-Fahrer war gerade noch genug Platz zum bequemen Einsteigen vorhanden.
Los gings….über Kanäle, Schleusen, Bootsrutschen, mit und gegen die Strömung. Üblich im Spreewald ist es, den „Schleusenwärtern“, sofern sie da sind, einen kleinen Obolus zu zahlen. Für uns ist es natürlich bequem, nicht Aussteigen zu müssen, um selber zu schleusen. Aber ob die „Schleusenwärter“ es so toll fanden, das wir uns unserer Kupfermünzen entledigt haben, wage ich zu bezweifeln. Es waren viele….Münzen !
Das Gasthaus „Petkampsberg“ war trotz des Wetters wieder sehr gut besucht und da wir schon so oft dort waren, wurde unser Fahrtenleiter gleich mit Namen und Handschlag begrüßt.
Nachdem wir unseren Hunger gestillt hatten, ging es über den Puhlstrom wieder Richtung Schlepzig. Insgesamt waren wir am Freitag 19km auf den Kanälen im Unterspreewald unterwegs. An der Aussatzstelle angekommen, verluden wir unsere Boote und fuhren nach Hause, denn am kommenden Tag ging es Richtung Norden.
Einsatzstelle am Finowkanal in Eberswalde
Am Ostersamstag war das Wetter dann noch ein bisschen kühler und regnerischer. Eine Sportfreundin hat abgesagt, dafür kamen zwei dazu, somit waren wir 11 Kanuten, die sich durch das Wetter nicht abschrecken ließen, auf dem alten Finowkanal durch insgesamt sechs historische Schleusen zu paddeln.

Schleuse Wolfswinkel
Nach nochmaliger Recherche während der Autofahrt nach Eberswalde wurde anscheinend die erste Schleuse „Drahthammer“ nicht bedient. Wir haben bei der Schleuse „Wolfswinkel“ eingesetzt, die bereits restauriert wird und somit gesperrt war. Als die Autofahrer pendelten, das heißt, die Autos nach dem Abladen der Boote nach Niederfinow zu fahren und mit zwei PKWs wieder zurück zu kommen, habe ich mich mit dem Schleusenwärter telefonisch in Verbindung gesetzt.
Auf der anderen Seite des Kanals befinden sich die Ruinen der Papierfabrik Wolfswinkel. 265 Jahre prägten die Fabrikanlagen die Industrielandschaft im Finowtal mit- bis heute. Das Gelände ist nicht öffentlich zugänglich und besteht als Lost Place nur noch aus Ruinen. Bis in die DDR-Zeiten wurden dort handgeschöpfte Papiere produziert, es war die einzige Produktionsstätte dieser Art. Die ganze Historie ist im Internet bei „reiseland-brandenburg.de“ nachzulesen.

Alte Papiefabrik Wolfswinkel
In der Tat wurde die Schleuse „Drahthammer“ nicht bedient, und wir mussten die Schleuse umtragen. Das dauert natürlich seine Zeit, klappte aber reibungslos. Nach der Umtragung habe ich wieder beim Schleusenwärter angerufen, das hatten wir besprochen, und er sagte dann dem Schleusenwärter der kurz darauf folgenden Kupferhammer Schleuse Bescheid.
Einfahrt in die Schleuse Kupferhammer
Die „Kupferhammer Schleuse“ wurde als Neubau im Jahr 1875 fertig gestellt, ist 43,30m lang, hat eine Kammerbreite von 9,60m und eine Fallhöhe von 4m. Als wir dort angepaddelt kamen, stand schon ein älterer Seebär mit Kapitänsmütze als Schleusenwärter dort, und hat uns die Tore geöffnet. Die Schleusen werden alle noch per Hand bedient. Eben dieser Schleusenwärter ist dann flugs per Fahrrad zur nächsten „Eberswalder Stadtschleuse“ gefahren, auch dort war dann das Schleusentor schon offen, als wir angepaddelt kamen.
In der Schleuse Kupferhammer
Die „Eberswalder Stadtschleuse“ ist die älteste noch in Betrieb befindliche Schleuse in Deutschland, sie wurde 1831 erbaut, und im Jahr 2001 denkmalgerecht saniert. Sie hat eine Kammerlänge von 41,30m, eine Breite von 10,04m und eine Fallhöhe von 3,50m.
Zwischen den Schleusen liegen immer ca. zwei bis vier Kilometer. Direkt vor der nächsten Schleuse „Ragöse“ haben wir unsere Mittagspause gemacht. Der jeweilige Schleusenwärter der letzten Schleuse hat dann immer dem Schleusenwärter der nächsten Schleuse Bescheid gesagt, dass wir kommen. Das hat prima geklappt.
Mittagsrast an der Schleuse Ragöse
Auch die Schleuse „Ragöse“ wurde im Jahr 1875 fertig gestellt, und verfügt bis heute über hölzerne Schleusentore, die in den Jahren 1952 und 1997 erneuert wurden. Die Kammer ist 41,30m lang, 9,60m breit und hat einen Hub von 2,30m. Leider fing es dann an zu regnen, nicht sehr stark, aber ein steter Nieselregen ergoss sich über uns.
Die vorletzte Schleuse ist die Schleuse „Stecher“. Die Schleusenabmaße sind immer die Gleichen, damit sie zwei Schiffe nach dem ersten deutschen Binnenschiffmaß ( „Finowmaß“ : Länge bis 40,20m, Breite bis 4,60m, Tiefgang 1,40m) nebeneinanderliegend aufnehmen konnten. Die Schleusentore sind seitlich gegeneinander versetzt, sodass das zuerst einfahrende Schiff auch zuerst ausfahren kann (siehe Wikipedia).
Niederfinow
Die Schleuse „Stecher“ wurde im Jahr 1877 fertig gestellt. In den 1990iger Jahren wurde die Schleuse instand gesetzt. Auf der Seite „reiseland-brandenburg.de“ kann man sehr gut die Historie der Schleusen und des Kanals nachlesen. Der Regen hörte auf, und bis zur letzten Schleuse war der Kanal wirklich Kanal, denn eine lange Gerade war zu paddeln. Auf der linken Seite kamen schon die Schiffshebewerke in Sicht. Die Schleuse „Liepe“ nahmen wir noch mit. Es ist die letzte Schleuse vor der Mündung des Finowkanals in den Oder-Havel-Kanal. Auch dort wurden wir schon erwartet, und schleusten nochmals 2,40m in die Tiefe.

Schiffshebewerke Niederfinow
Unsere letzte Schleuse Liepe
Nach der Schleuse war unsere Tour über 17km beendet und wir konnten aussteigen. An allen Schleusen waren Stege zum Ein- und Aussteigen vorhanden. Die Autos wurden geholt, und wir konnten direkt dort die Boote verladen, das war mit dem Schleusenwärter abgesprochen. Es war eine interessante Tour, auch wenn das Wetter etwas schöner hätte sein können.
Geschrieben von Christine Born
Bilder von Christine Born und Holger Renger